Presseartikel
Einblick in die Hospiz-Arbeit, ein FAZ-Artikel von Katharina Kleint
Was tun, wenn die Krankheit chronisch ist, wenn das Leben zu Ende geht, wenn man Pflege braucht? Der Palliativtag zeigt Möglichkeiten für Kranke und Angehörige.
Eschborn: „Das Leben feiern – auch wenn es gemein zu dir ist". Unter diesem Motto stand der vierte Hospiz- und Palliativtag im Main-Taunus-Kreis. Dabei drehte sich im Eschborner Rathaus alles darum, trotz des Themas Freude und Leichtigkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Eingebettet in einen musikalischen Rahmen wurden Einblicke in die Arbeit der Hospizvereine gegeben, aber auch Lebensgeschichten erzählt. Die Erste Kreisabgeordnete Madlen Overdick (Die Grünen) sowie die Vorsitzende des gastgebenden Hospizvereins Lichtblick, Birgit Kirschbaum, verwiesen darauf, wie wichtig es sei, sich bewusst mit dem Tod auseinanderzusetzen.
Als der Redakteur und Produzent Stefan Loß erstmals erfuhr, dass er Zystennieren habe und an einer chronischen Krankheit leide, verdrängte er zunächst seine Diagnose. Die verzweifelte Frage „Warum ich?“ blieb dennoch präsent. Im Rahmen der Veranstaltung gab er in einem Vortrag einen Einblick in seine Geschichte als Dialysepatient und beschrieb das Bild eines mitten im Leben stehenden Mannes, der einen schönen Tag im Freizeitpark verbringen wollte und sich von einem Augenblick zum anderen auf einer turbulenten Achterbahnfahrt befand, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellte. Auch in ihm tobten zunächst Wut und Verständnislosigkeit. Doch seinen Humor verlor er nicht. Er habe lernen müssen, dankbar für das zu sein, was er bisher erreicht habe und den Wert seines bisherigen Lebens zu schätzen. Applaus erntete er mit dem Satz, „können wir nicht einfach mal glücklich über das sein, was wir haben?“.
Neben Loß standen weitere Betroffene sowie Seelsorger und Wegbegleiter bei einem Podiumsgespräch auf der Bühne und sprachen über ihren Alltag und ihre Geschichte. Denn es geht bei der Arbeit der Vereine schließlich nicht nur um die Erkrankten selbst sondern ebenso um die Betreuung und Entlastung der Angehörigen. Die ehrenamtlich arbeitende Tanja Walter-Dunne berichtete während des Informationsaustausches der Vereine, dass es besonders für einsame Menschen wichtig sei, „einfach nur da zu sein und die Hand zu halten“.
Durch Spenden finanzierte Angebote
Die Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung sind vielseitig. So gibt es eine ambulante Ethikberatung für ganz Hessen, an die sich Familienangehörige mit Fragen wie „Ist diese Behandlung die richtige?“ oder „Wann ist es Zeit, lebenserhaltende Geräte abzuschalten?“ wenden können. Außerdem gibt es einen Kinder- und Jugendhospizdienst mit mehreren Sitzen im Rhein-Main-Kreis, dem es dank vieler ehrenamtlicher Helfer möglich ist, Kinder und Jugendliche mit lebensverkürzender Erkrankung zu betreuen. Der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes bringt Kranke mit einem eigens dafür konzipierten Wagen kostenlos an ihre Sehnsuchtsorte. Dieses Angebot wird rein durch Spenden finanziert.
„Wir vernetzen die Hospizvereine miteinander, sodass eine gegenseitige Unterstützung möglich ist“, so Madlen Overdick. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, der Arbeitsalltag der Freiwilligen hingegen sei nicht immer so leicht. Besonders die entmutigenden Bedingungen während der Corona-Pandemie erschwerten das Beisammensein mit betroffenen Menschen, berichteten Monika Dicke und Christiane Anger vom Hospizverein Lebensbrücke. Es gelte demnach, weiterhin positiv zu bleiben und alles dafür zu tun, den Menschen einen schönen Abschied zu bereiten.